Verlagsautor versus Selfpublisher. Und kann man vom Schreiben leben?Tja, das ist die Gretchenfrage und ich versuche sie so ehrlich ich kann zu beantworten, ohne Sie zu entmutigen aber auch ohne Ihnen eine rosige, finanzielle Zukunft zu versprechen. Denn es kommt hier auf viele Faktoren an.
Zuallererst, ich kann es nicht. Das ist Fakt, aber es bekümmert mich nicht, denn ich habe mir ein Genre selbst ausgewählt welches in DE wenig Anerkennung findet. Der Deutsche ist nicht für Ironie oder Satire gemacht. Sei es drum.
Verlagsautorin/Verlagsautor
Verlage verdienen ihr Geld mit Buchverkäufen, eine lapidare Erkenntnis denn womit sonst. Wie in jedem Einzelhandelsgeschäft gibt es auch hier Renner. Die legt man ins mittlere Regal, damit sich der Kunde weder bücken noch recken muss. Die zweite Kategorie der Umsatzbringer befördert man etwas nach oben und erzeugt damit etwas mehr Anstrengung nach der Ware zu greifen. Die dritte Kategorie bringt man unten im Regal unter und das Bücken erfordert noch ein wenig mehr Mühe, da viele es mit ihrem Rücken haben.
Stellen Sie sich einmal vor, Sie sind Verlagschef/Chefin und es kommt ein junger Autor zu Ihnen. Ihr Lektorat hat sein Manuskript geprüft und es passt ins Portfolio Ihres Verlages, mehr aber auch nicht.
Sie haben neben dem jungen Autor mit Manuskript der erwartungsvoll vor Ihnen sitzt die Kosten vor Augen. Korrektorat, Lektorat, das Marketing, die Werbekosten, die Vertreter für die Buchhandlungen und nicht zu vergessen die Druckkosten und und ...
Dieser ganze Apparat will bezahlt werden und Sie tragen letztendlich die Verantwortung über Wohl und Wehe Ihres Verlages.
Na, wie würden Sie vorgehen?
Er könnte ja ein Thomas Mann der Moderne werden. Natürlich hat Ihre Marketingabteilung ihre Hausaufgaben gemacht und eine gründliche Zielgruppenanalyse erarbeitet und eine positive Absatzschätzung natürlich nach Regionen vorbereitet.
Doch niemand kennt diesen jungen Autor, er ist literarisch ein gänzlich unbeschriebenes Blatt. Bis der eigentliche Buchverkauf starten kann, gehen gut und gerne 2 Jahre übers Land. Soll man diesen hoffnungsvollen Autor bis die ersten Tantiemen fließen, in der Zwischenzeit verhungern lassen?
Tja, das wäre die Sichtweise eines Verlegers. Man muss sie verstehen.
Oft machen Erstautoren den Fehler, ihr Werk für so grandios zu halten das sie wie wild ihr Manuskript an alle möglichen Verlage die sie im Internet gefunden haben, zu verschicken.
Doch passt das eigene Manuskript tatsächlich ins Portfolio eines Verlages? Ein Verlag der sich auf esoterische Schriften eingeschworen hat, wird mit einem Liebesroman wenig anfangen können. Ein Verlag der ausschließlich wissenschaftsorientiert ist, wird keinen Thriller in sein Programm aufnehmen.
Nehmen Sie einen Publikumsverlag. Wäre der an einer wissenschaftlichen Abhandlung über Wurmlöcher in der Raum- Zeit Theorie mit der Möglichkeit des physikalischen Beweises der Viele-Welten Theorie seinem Publikum zuzumuten?
Denken Sie nach.
Ihr Buch wird verlegt. Heureka! Doch was bleibt?
Nehmen wir ein Taschenbuch das für 10 € Netto im Buchhandel angeboten wird, bedenken Sie, niemand hat jemals von Ihnen gehört. Diese 10 € müssen alle Kosten des Verlages decken, auch die Kosten für die Reinigungsfirma, die am Abend die Büros reinigt und die Abfallkörbe leert. Nicht zu vergessen die Miete für die Büroräume oder des Hauses, wenn es kein Eigentum ist. Dann kommen so lapidare Kosten wie beispielsweise Steuern, Sozialversicherungen der Mitarbeiter und so weiter hinzu.
Um alleine die Betriebskosten zu managen benötigt man schon einmal Betriebswirte und Steuerberater, die auch nicht umsonst arbeiten.
Was also denken Sie, was Ihnen als gedanklicher Urheber Ihres Werkes an monetärer Zuwendung übrigbleibt?
Meines Wissens nach ca. 5% des Nettoverkaufspreises bei einem Taschenbuch. Brutto! Nicht vergessen, Sie sind noch kein Bestseller-Autor der hohe Ansprüche stellen kann. Haben Sie einen Hauptarbeitgeber über den Sie Sozial- und Krankenversichert sind? Dann ist ja gut.
Ihr Verleger wird Sie ganz sicher nicht mit einer Erstauflage zum Start von 100 Tsd. Buchexemplaren auf den Markt loslassen. Rechnen wir also ganz gelassen mit einer Startauflage wenn es hoch kommt, von 10 Tsd. Dann verblieben Ihnen sehr optimistisch betrachtet nach Adam Riese 5000 € Tantiemen für Ihr Buch, immer noch Brutto wohlgemerkt. Glücklicherweise befinden Sie sich ja in einem sozialversicherungspflichtigen Job und sind über Ihren Arbeitgeber krankenversichert.
Schreiben Sie trotzdem weiter, es macht Sie nicht unbedingt reich aber glücklich, glauben Sie mir.
Selfpublishing
Der Markt ist in heftiger Bewegung. Auch die Verleger haben das erkannt und es gibt ein großes Fressen. Thalia beispielsweise hat die Buchhandlungskette "Die Mayersche" aufgekauft, um nur ein Beispiel zu postulieren.
Wie Amazon in DE reagieren wird will ich mir gar nicht erst ausmalen. Ich denke auf deren Chefetagen werden Reaktionen stattfinden. Denn Amazon hat z. Zt. für Selfpublisher in DE einen enormen Nachteil.
Wenn Sie Ihr Manuskript bei Amazon hochladen, bekommen Sie eine kostenlose ISBN für Ihr Buch, als Erkennung zugewiesen. Nur ist die für den deutschen Buchgroßhandel völlig nutzlos. Sie sind im deutschsprachigen Raum mit dieser amerikanischen ISBN nämlich nicht gelistet, was heißt, ein stationärer Buchhändler findet Ihr Buch in seinem System nicht und kann Ihr Buch folglich auch nicht bei seinen Grossisten bestellen. Ein Dilemma.
Ich habe es selbst erlebt und einen Weg gefunden mit einer deutschen ISBN für kleines Geld in jeder deutschsprachigen Buchhandlung bestellbar zu sein. Dazu in einem anderen, folgendem Blog mehr.
Selfpublischer müssen alles selber machen. Ja, Amazon und andere helfen und geben nützliche Werkzeuge an die Hand wie beispielsweise Motive zur Covergestaltung. Hier ist Amazon vom Handling her wirklich einsame Spitze. Andere bemühen sich nach Kräften, aber kommen nicht so recht hinterher, das jedenfalls ist mein Erfahrungswert.
Ganz schlecht, aber das sind andere Anbieter auch sind die Vermarktungsinstrumente. Da fällt Amazon und andere nicht viel ein. Sie sind aus Marketingsicht ziemlich mickrig. Man muss eigene Wege der Vermarktung finden, Auch dazu in einem späteren Blog mehr zum Thema "Vermarktung".
Keine Sorge, ich werde hier kein Loblied auf Amazon zu singen beginnen. Ich möchte nur versuchen eine möglichst objektive Transparenz zu schaffen. Sie mag mir in Teilen misslingen und vielleicht subjektiv gefärbt sein, zugegeben. Machen Sie sich mit ein wenig Anstrengung selber ein Bild.
Ein großer Vorteil des Selfpublischings
Sie haben vollkommene freie Hand bei der Preisgestaltung ihre Buches. Das ist nett, doch übertreiben Sie es nicht. Ich persönlich möchte ca. 3-4 € pro verkauftem Buch als Tantieme erhalten. Warum?
Nun, ich mache alles selber. Es steht kein Apparat hinter mir, der mir irgendwelche Arbeit abnimmt. Ich baue Verkaufsseiten für das jeweilige Buch. Biete es in diversen Netzwerken an. Das Cover mache ich selber, wie alles andere auch. Warum sollte ich das für 50 Cent oder weniger je verkauftem Buch machen?
Das sind die negativeren Aspekte des Selfpublishing. Sie müssen alles selber machen! Dafür sollten Sie schon Ihren Preis verlangen.
Denn:
Mit Ihrem Buch oder eBook schaffen Sie Ihrer Leserin/Ihrem Leser ein Vergnügen, einen Zeitvertreib den sie/er sucht.
Wenn Sie in ein Kino gehen, bezahlen Sie auch Eintritt. Also warum sollten Sie Ihre Fantasie, Ihre Begabung und Ihre Arbeit verschenken?
Genauso halte ich es mit meinen eBooks, die ich auch selber produziere. Über das Marketing für Ihr Buch rede ich wie oben schon gesagt in einem späteren Blog.
Herzlichst
Michael Uhlworm